Zwei weise Männer haben mich mit ihren Worten in der letzten Woche getroffen - und verunsichert. Zwei Gelehrte, Theologen - und Friedensstifter.
Der eine ist Greg Boyd, amerikanischer Theologe. Ihn durfte ich dieses Jahr in einer Summer School live erleben und von ihm lernen. Und - natürlich - ein kurzes Interview mit ihm führen für Radio Life Channel. Als ich dieses heute wieder gehört und für einen Beitrag geschnitten habe, hat es mich berührt. Thema des Beitrags ist die tiefe Spaltung der Kirchen in den USA über Themen wie LGBT, Empfängnisverhütung, Sozialwesen, Frauenrechte, Aussenpolitik... Ich habe Greg gefragt, ob es wohl möglich sei, über diese Kluft noch eine Brücke zu bauen. Er sagte: "Ja, wenn wir uns statt auf Politik wieder auf die Dinge konzentrieren, welche Jesus uns aufgetragen hat: Menschen zu lieben, wie er sie liebte, und uns für sie aufzuopfern, wie er das getan hat."
Der zweite Theologe war Peter Henning, der bei ERF Medien letzte Woche einen Vortrag hielt. Auch hier ging es um eine Kirchenspaltung: Um die Reformation, die nun bald 500 Jahre her ist. Peter Henning zeigte uns in groben Zügen die Vorgänge auf, die zur Reformation führten und dazu, dass die Diskussionsvorschläge von Martin Luther einschlugen wie eine Bombe. Und: Er stellte einige Thesen auf, was die Reformation für uns als Medienunternehmen - abgesehen von Themen für Beiträge - bedeuten könnte. Einer der Punkte war, dass er uns riet, uns nicht an Schlammschlachten zu beteiligen. Konstruktive Beiträge dazu zu leisten, dass sich die Kirche eint, statt nur mit dem journalistischen Finger auf Missstände zu zeigen.
Frieden stiften, praktisch im Alltag helfen, das berührte mich. Ich dachte darüber nach, wie das bei mir aussieht - im täglichen Leben, wo es sicher für jede und jeden Herausforderungen gibt mit Menschen, die Hilfe nötig hätten. Aber auch mit diesem Blog. Ich hinterfrage mein Anliegen immer wieder selber. Was will ich mit "Feminism - OMG!"? Ungerechtigkeit aufzeigen? Alternativen, Argumente sammeln? Ist mein Herzblut zum Thema "Frauen in der Kirche" aufrichtig, setze ich damit Zeit und Energie für eine gute, wichtige Sache ein? Irgendwie komme ich für mich immer wieder auf ein Ja zu all diesen Fragen.
Aber da ist noch das Kämpfen. Kämpfen statt Frieden stiften. Argumente liefern, die Fronten genauso gut noch tiefer trennen, als vereinen können.
Ich bin immer noch am Nachdenken darüber. Heute gingen mir zwei Gedanken durch den Kopf: Auch Jesus war nicht ein Friedensstifter im harmonischen Sinne. Er besass einen starken Kampfgeist, in manchen Situationen Wut, die sich manchmal handfest äusserte, oft aber vor allem in scharfen Dialogen mit der damaligen gelehrten Elite, den Pharisäern.
Zweitens erinnerte ich mich an eine Bibelstelle aus dem Buch des Predigers.
"Alles hat seine bestimmte Stunde, und jedes Vorhaben unter dem Himmel hat seine Zeit: Geborenwerden hat seine Zeit, und Sterben hat seine Zeit; (...) Steine
schleudern hat seine Zeit, und Steine sammeln hat seine Zeit; Umarmen
hat seine Zeit, und sich der Umarmung enthalten hat auch seine Zeit; (...) Zerreißen hat seine Zeit, und Flicken hat seine Zeit; Schweigen hat seine Zeit, und Reden hat seine Zeit; Lieben hat seine Zeit, und Hassen hat seine Zeit; Krieg hat seine Zeit, und Frieden hat seine Zeit." (Prediger 3, 1-8, Quelle: www.bibleserver.com)
Ich will weder Krieg, noch Töten oder Hassen, was alles in dieser Bibelstelle vorkommt. Es wäre heikel, diese Stelle jetzt auseinanderzunehmen. Aber nur die Idee: Vielleicht ist für mich die Zeit jetzt da, gegen die Hindernisse anzuschreiben, die Frauen oft in den Weg gestellt werden, wenn sie ihre Berufung (Epheser 4,11) ausleben möchten. Warum dieses Feuer so in mir glüht, dazu habe ich eine vage Vermutung. Wohin das aber führt? Keine Ahnung. Ich hoffe aber, dass "Feminism - OMG!" zum Frieden beiträgt, zu Gerechtigkeit. Damit Frauen und Männer Schulter an Schulter genau das tun können, wovon Greg Boyd sprach, als er im Interview vom Auftrag von Jesus erzählt, anstatt sich gegenseitig ein Bein zu stellen.
Dienstag, 18. November 2014
Sonntag, 9. November 2014
Ich will raus aus der Schublade!
Schönes
Wochenende gehabt? Danke, ja, ich auch! Obwohl: Ich bin wieder mal in einer
Schublade gelandet. Ja, passiert mir hin und wieder. Diesmal war es ausgerechnet
eine von denen, die mir am unbequemsten sind: die Schublade „evangelikal“.
Wieder einmal ist ein langer Artikel in einer Sonntagszeitung erschienen, der
„die Freikirchen“ in ein schlechtes Licht und in die Nähe von Sekten rückt.
Grösster Kritikpunkt: konservative Werthaltungen. Zwar besagt die zitierte
Studie des Religionssoziologen Jörg Stolz bereits, dass es drei grobe
Richtungen innerhalb der Freikirchen gibt (charismatisch, klassisch,
konservativ). In die Schublade „evangelikal“ werden dann doch alle geworfen.
Also, weil Freikirchenbesuche zu meinem Glauben gehören, auch ich.
Ich mag die
Schublade nicht, weil sie für mich zu klein ist. Die Definition von
„evangelikal“ lautet „am Evangelium orientiert“, also kurz gesagt, „bibeltreu“.
Dass laut der Freikirchen-Studie nur die Hälfte der Mitglieder für eine
wortwörtliche Auslegung der Bibel plädieren, zeigt bereits, dass dieser Begriff
nicht pauschal verwendet werden dürfte.
Denn es
gibt sie, die Liberalen in den Freikirchen. Und obwohl die konservativ
Denkenden überwiegen, wird die Situation verzerrt, indem Medien genau
diejenigen Probleme zitieren, welche auch innerhalb der Kirchenmauern heiss
diskutiert werden. Kreationismus, ausserehelicher Sex und Homosexualität sind
die drei Diskussionen, auf welche man als Besucherin einer Freikirche am
meisten angesprochen wird – aber auch genau die Dinge, in welchen sich Gläubige
untereinander am wenigsten einig sind. Innerhalb der Freikirchen findet vielerorts
ein Diskurs statt über Punkte, in denen die traditionelle Auslegung der Bibel
mit der heutigen Lebenswelt am stärksten auseinanderklafft. In evangelikalen
Verbänden wird gerungen, wie das Wesen des christlichen Glaubens heute
interpretiert werden soll, ohne es zu verleugnen.
Ich wünsche
mir, dass diese Diskussion transparenter geführt wird. Dass kirchliche
Leitungspersonen zugeben können, dass sie oft überfordert sind mit ihrer
Aufgabe, das Christentum in der heutigen Zeit zu vertreten. Einer Zeit, wo manche
der jahrtausende alten Worte der Bibel irritieren – und zwar nicht positiv. Dass
Freikirchen es wagen würden, traditionelle Interpretationen zumindest zur
Diskussion zu stellen, wäre dringend nötig. Denn wenn sie gegen aussen mit
fixen Wertehaltungen auftreten, obwohl hinter den Kulissen die Diskussion
brodelt, schadet dies nicht nur dem Image. Es verärgert auch diejenigen in den
eigenen Reihen, die an der Diskrepanz zwischen Dogma und Lebenswelt verzweifeln.
Oder die mit guten Argumenten eine andere Meinung als die Kirche haben, aber in
der Öffentlichkeit nicht gehört werden.
Gäbe es
mehr Transparenz, würden die Besucherinnen und Besucher der Freikirchen
vielleicht weniger oft pauschal als konservativ, weltfremd und intolerant
abgestempelt. (Oder, dies ist mir persönlich manchmal nicht klar, als leichte
Beute, die man vor den bösen Predigern beschützen müsste...) „Freikirchlerinnen“
und „Freikirchler“ sind ganz normale Menschen. Die meisten durchaus intelligent
genug, für sich selber zu denken und ihre Meinung aus verschiedenen Quellen und
Inspirationen zu bilden. Ich wünschte mir, dass die Öffentlichkeit das mehr anerkennt - aber auch die Leitungsgremien der Freikirchen, damit Diskurse
geöffnet werden.
(Im angelsächsischen Raum
ist dies bereits geschehen: Shane Claybourne und Brian McLaren plädieren für grundlegend
andere Kirchenformen – beide auf unterschiedliche Weise. Die Sängerin Vicky
Beeching hat extra einen Master in Theologie gemacht, um festzustellen, dass
sich Homosexualität und Glaube nicht ausschliessen. Und der Pastor Rob Bell spaltet
mit seinen kontroversen Ansichten zu verschiedenen Themen die amerikanischen
Kirchen. So werden andere Ansichten als die traditionellen Überlieferungen
zumindest zur Diskussion gestellt. Für Menschen, die im Glauben einfache Antworten suchen, macht es dies nicht einfacher. Aber selber denken rules!)
Sonntag, 2. November 2014
Tania Harris: Leben in Kommunikation mit Gott
Heute habe
ich eines meiner Vorbilder getroffen: die Australierin Tania Harris.
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Quelle: godconversations.com |
Tania
spürte Anfang 20 den grossen Wunsch, Gottes Stimme deutlich zu hören und
herauszufinden, wie er zu Menschen redet. Auf ihrer persönlichen Reise hat sie
dazu so viele Erfahrungen gemacht und so viel gelernt, dass sie vor einigen
Jahren die Arbeit „God Conversations“ gründete. Ihr Ziel ist es, Menschen zu
sagen, dass Gott heute noch spricht, und ihnen zu helfen, Gottes Stimme zu
hören und zu verstehen.
In ihrem
Podcast habe ich in den letzten zwei Jahren viel gelernt. Da ich oft und
lebhaft träume und mich oft auch gut an meine Träume erinnere, hat mich auch
ihr Hörbuch „Awaken your dreams“ sehr angesprochen. Manchmal gibt es Träume,
die anders sind, bei denen man merkt, dass darin etwas Hilfreiches für das
eigene Leben verborgen liegt. Tania hat eine Art „Werkzeug“ entwickelt, mit
denen man solche Träume ohne jeden Hokuspokus interpretieren kann. Im Moment
geht sie in ihrem Podcast auf das letzte Buch der Bibel ein: die Offenbarung.
Und da Johannes diese Vision als eine Art Traum hatte, geht sie die Offenbarung
mit genau dem gleichen „Werkzeug“ an wie in „Awaken your dreams“. Eine
theologische Vorgehensweise, die mich sehr fasziniert und in ihrer
Unerschrockenheit angesichts dieses mysteriösen und umstrittenen Buches
überzeugt.
Tania hat
in ihrem Leben gelernt, auf Gott zu hören und im Vertrauen Schritte zu gehen,
die zuerst absurd erscheinen. Aufgewachsen ist sie in einer sehr konservativen
christlichen Gemeinschaft und war schockiert, als etwas später ihre neue
Gemeinde eine Frau als Pastorin anstellte. Damit wurde sie auf ihre eigene
Berufung als Pastorin vorbereitet. Heute ist neben den „God Conversations“ auch
die Ermutigung von Frauen in leitenden Positionen bzw. auf dem Weg dorthin ein
wichtiges Thema für sie. Tanias Geschichte, die sie in einer Folge ihres Podcasts erzählt hat, war für mich einer der Anstösse, „Feminism OMG“ zu
starten.
Mit ihrem Mut, ihrer Autorität, Intelligenz, ihrer Femininität und positiven Ausstrahlung ist sie für mich ein grosses Vorbild. Ein Vorbild, die eigene Berufung herauszufinden und ihr entlang der persönlichen Freundschaft mit Gott nachzugehen. Es war schön, Tania Harris heute im Rahmen einer Predigt in der GVC Uster persönlich zu treffen und mit ihr auszutauschen!
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